Langfristig gesehen waren antizyklische Investitionsschritte die beste Entscheidung in allen vergangenen Krisen. Wer in der aktuellen Phase nicht „All In“ gehen möchte, kann über kleinere Investitionsschritte oder einen Sparplan das Risiko eines unpassenden Einstiegszeitpunktes merklich verringern.
Die Märkte zeigen aktuell eine Tendenz, die Hoffnung macht. Immerhin klettern die Kurse seit Anfang Oktober wieder und machen Lust auf mehr. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass jeder Bär irgendwann mal zum Bullen wird. Oder genauer gesagt: Die ungeliebten Abschwungphasen dauern im Schnitt 9,6 Monate und haben Anlegern im Mittel Verluste von 36 Prozent beschert. Seit 1928 gab es in den USA insgesamt 26 Bärenmärkte, zwischen deren Eintritt durchschnittlich 3,6 Jahre lagen. Aufwärtsphasen, also Bullenmärkte, dauern dagegen im Schnitt 2,7 Jahre an und bringen 114 Prozent Gewinn. Natürlich gibt es auch sie: Die Abstürze an der Börse nach epochalen Ereignissen wie der Weltfinanzkrise von 2008, die erst nach vielen Monaten wieder ausgebügelt sind. Hier wird Anlegern etwas mehr Geduld abverlangt.
Zu den Lichtblicken eines Bullenmarktes gehört, dass die Baisse Unternehmen zwingt, effizienter und kreativer zu werden. Auch die Politik handelt pragmatischer. Das kann nicht nur die Wende für Konjunktur und Börse bringen, sondern auch die Grundlage für einen langfristigeren Aufschwung schaffen. Darüber hinaus können Krisen aber auch als Auslöser für gesamtgesellschaftlich positive Impulse dienen – etwa bei der Energiewende, der Sanierung von Infrastruktur oder der Verbesserung von Lieferketten.
Der Aktienmarkt greift den grundlegenden Trends der Realwirtschaft auch häufig vor. Statistiken belegen für die letzten 60 Jahre, dass die Börse bereits sechs bis neun Monate vor dem Tiefpunkt der Wirtschaft wieder anzieht. Aktienkurse sind damit ein Frühindikator für die Konjunktur.
Wie sich die Börse in der näheren Zukunft entwickeln wird, bleibt schwer vorherzusagen. Geld- und auch geopolitische Entscheidungen werden auch in den nächsten Wochen und Monaten noch große Auswirkungen haben. Einig sind sich die Marktbeobachter aber in einem Punkt: Mit Blick auf die relativ niedrigen Bewertungen wird auf lange Sicht mit wieder deutlich steigenden Kursen gerechnet. Jetzt auf den besten Einstiegszeitpunkt zu warten, wird sich aber voraussichtlich nicht bezahlt machen. Den kennt man immer nur im Nachhinein.
Statt sich – aus Angst vor einem womöglich falschen „Timing“ – gar nicht erst an die Aktienmärkte zu trauen, sollten Anleger über einen schrittweisen Einstieg in die Märkte nachdenken. Die Aufteilung kann dabei variabel sein. So kann in einem ersten Schritt zunächst „nur“ die Hälfte der Anlagesumme direkt investiert und der restliche Betrag auf mehrere Nachinvestitions-Schritte aufgeteilt werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von monatlichen Sparplänen. So kann das Timing-Risiko gesenkt und gleichzeitig der „Cost-Average-Effekt“ genutzt werden.
Dieser Durchschnittskosten-Effekt funktioniert wie folgt: Wer zu einem festen Betrag regelmäßig Anteile von Wertpapieren mit hoher Schwankung kauft, erhält auch entsprechend schwankende Mengen dieser Wertpapiere. Bei hohen Kursen wird dann nur eine geringere Anzahl Wertpapieranteile gekauft. Sind die Kurse hingegen günstig, werden auch mehr Anteile gekauft. Der durchschnittliche gezahlte Preis pro Anteil ist damit deutlich niedriger als beim regelmäßigen Kauf einer festen Anzahl von Anteilen. Und wie schon die alte Kaufmannsregel besagt: „Im Einkauf liegt der Gewinn! Dieser Effekt ist gerade dann am größten, wenn die Schwankungen am Markt besonders hoch sind – also wie in den letzten Monaten. In Zeiten relativ stabil fallender oder steigender Kurse wirkt er sich hingegen nicht mehr positiv aus.
Wichtiger als die Durchschnittskosten beim regelmäßigen Sparen ist aber vermutlich der psychologische Effekt. Der automatisierte Kauf macht es für Anleger leichter die gewählte Anlagestrategie diszipliniert durchzuhalten. Nachweislich der wichtigste Faktor für den Erfolg einer Anlage! Die geringeren Anlagebeträge schonen die Nerven auch bei schwankenden Kursen und Unsicherheit am Markt. Zwischenzeitliche Kursrücksetzer können sogar ein Grund zur Freude sein. Bieten sie doch die Möglichkeit für günstige Nachkäufe aus der noch gehaltenen Liquidität. Dieser psychologische Vorteil ist nicht zu unterschätzen und verhindert einen panikgetriebenen Abschied aus dem Markt. Denn dieser kostet in der Regel die meiste Rendite.
Fazit: Für Anleger, die der aktuellen Markterholung noch nicht so recht trauen oder von der Sorge um den richtigen Einstiegszeitpunkt gelähmt werden, bietet sich ein schrittweises Vorgehen an. In der Börsengeschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass sich Investitionen in schwierigen Zeiten besonders lohnen. Dabei sollte aber nicht versucht werden, den „perfekten“ Einstiegspunkt zu treffen. Dies ist nahezu unmöglich und spielt für langfristig denkende Sparer auch nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, mit Geduld und Disziplin bei der Sache zu bleiben. Oder überhaupt erst in den Markt zu gehen. Denn: Untätigkeit in der Krise ist für Anleger keine gute Alternative.
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